Remscheid
Remscheid, eine kreisfreie Stadt im Herzen des Bergischen Landes mit rund 110.000 Einwohnern, bietet Motorsport-Enthusiasten eine faszinierende Mischung aus industrieller Vergangenheit und kurvenreichen Bergstraßen. Die Stadt liegt etwa 110-130 km vom Nürburgring entfernt – die genaue Distanz hängt von der gewählten Route ab – was einer Fahrzeit von etwa 1,5 bis 2 Stunden über die A1 und A61 entspricht. Alternativ ist der Circuit de Spa-Francorchamps in Belgien ungefähr 130-140 km entfernt, erreichbar in circa 1,5 bis 2 Stunden über die A46 und E40. Diese doppelte Nähe zu zwei der legendärsten Rennstrecken Europas macht Remscheid zu einem attraktiven Standort für Trackday-Enthusiasten, die sowohl die Nordschleife als auch die belgischen Ardennen erkunden möchten.
Remscheid ist historisch als "Stadt der Werkzeuge" bekannt – hier wurden über Jahrhunderte Qualitätswerkzeuge gefertigt, und diese Präzisions- und Ingenieurskultur spiegelt sich in der lokalen Automobil-Enthusiasten-Szene wider. Die Stadt mag keine eigene Rennstrecke besitzen, aber die hügelige Topografie des Bergischen Landes mit Höhenunterschieden von über 300 Metern innerhalb des Stadtgebiets hat ein Netz herausfordernder Straßen geschaffen. Die L 412 zwischen Remscheid und Radevormwald, die L 427 nach Wuppertal und die serpentinenreiche L 58 Richtung Hückeswagen sind bei lokalen Fahrern bekannt für ihre technisch anspruchsvollen Kurven und wechselnden Steigungen. Diese Straßen eignen sich hervorragend zum Verfeinern der Fahrtechnik, sollten aber mit Respekt und innerhalb der Geschwindigkeitsbegrenzungen befahren werden, da die Polizei besonders an Wochenenden verstärkt kontrolliert.
Die organisierte Motorsportszene in Remscheid wird durch mehrere ADAC-Ortsclubs der Region bedient. Der ADAC Bergisches Land, mit Vertretung in den umliegenden Städten, organisiert regelmäßig Automobil-Slalom-Veranstaltungen, die eine kostengünstige Einstiegsmöglichkeit in den Motorsport darstellen. Bei diesen Events wird auf abgesperrten Flächen – häufig auf stillgelegten Flugplätzen oder großen Parkplätzen – ein Parcours mit Pylonen abgesteckt, den die Teilnehmer mit ihrem eigenen Fahrzeug möglichst schnell durchfahren müssen. Die Teilnahmegebühren liegen typischerweise zwischen 60-80 Euro pro Tag, und es ist keine spezielle Rennlizenz erforderlich, lediglich ein gültiger Führerschein und ein verkehrssicheres Fahrzeug. Der MSC Remscheid e.V. im ADAC organisiert zudem Orientierungsfahrten und Oldtimer-Ausfahrten durch das malerische Bergische Land.
Für ernsthaftere Trackday-Ambitionen bietet sich der Nürburgring mit seinen verschiedenen Formaten an. Die öffentlichen Touristenfahrten auf der 20,8 km langen Nordschleife sind legendär und mit 30 Euro pro Runde bzw. etwa 110 Euro für eine 4-Runden-Karte erschwinglich. Die Strecke ist von März bis November an den meisten Abenden und Wochenenden geöffnet, wobei die genauen Zeiten wetterabhängig sind und online veröffentlicht werden. Für Einsteiger empfehlen sich organisierte Trackdays von Veranstaltern wie RSRNurburg, Pistenclub oder Nordschleife Competence Center. Diese bieten strukturierte Events mit Einteilung in Fahrergruppen nach Erfahrungslevel, Streckenbriefings durch erfahrene Instruktoren, Zeitnahme und oft auch Leihhelme. Ein ganzer Trackday kostet zwischen 300-600 Euro, abhängig von der Streckenkonfiguration (nur Nordschleife, nur GP-Strecke oder Kombinationen), der Anzahl der Fahrsessions und ob zusätzliche Services wie Instruktor-Begleitung gewünscht sind.
Spa-Francorchamps, die 7 km lange Rennstrecke in den belgischen Ardennen, ist von Remscheid aus in ähnlicher Distanz erreichbar wie der Nürburgring. Viele Remscheider Enthusiasten schätzen Spa besonders wegen der legendären Kurven wie Eau Rouge/Raidillon, Pouhon und Blanchimont. Organisierte Trackdays in Spa werden von verschiedenen Veranstaltern angeboten, darunter RSR, Apex Trackdays und Circuit Days. Die Kosten liegen typischerweise zwischen 350-700 Euro für einen Tag. Spa gilt vielen als die schönste Rennstrecke der Welt – die Kombination aus schnellen Kurven, Höhenunterschieden und der Ardennen-Landschaft ist einzigartig. Die modernere Infrastruktur und die großzügigeren Auslaufzonen im Vergleich zur Nordschleife machen Spa auch für weniger erfahrene Fahrer attraktiv.
Karting-Möglichkeiten finden sich in der näheren Umgebung von Remscheid. Während die Stadt selbst keine permanente Kartbahn besitzt, liegt die Kartbahn Wuppertal nur etwa 15 km nordwestlich. Diese Indoor-Anlage bietet eine 480 Meter lange Asphaltstrecke mit Karts, die bis zu 65 km/h erreichen. Die Preise beginnen bei etwa 20-25 Euro für 10 Minuten Fahrzeit. In Gummersbach, etwa 25 km östlich, befindet sich das Kart Center Gummersbach, eine weitere Indoor-Option mit ähnlichen Preisen. Für Outdoor-Karting ist die Kartbahn Waldbröl etwa 30 km südöstlich eine beliebte Anlage mit einer 600 Meter langen Strecke. Ernsthafte Kart-Racer können hier auch an Clubsport-Events und Meisterschaftsläufen teilnehmen, die vom ADAC Nordrhein organisiert werden.
Die Bergische Panorama-Straße, eine ausgeschilderte Touristikroute von etwa 340 km Länge, führt direkt durch Remscheid und die umgebende Region. Diese Route verbindet die schönsten Straßen des Bergischen Landes durch Wälder, entlang von Stauseen und durch historische Ortskerne. Für Motorsport-Enthusiasten sind besonders die Teilstücke interessant, die abseits der Hauptverkehrsstraßen verlaufen und enge Kurven sowie wechselnde Steigungen bieten. Die Strecke entlang der Wupper-Talsperre, die Verbindungsstraßen zwischen Remscheid und Solingen sowie die Routen durch den südlichen Teil des Bergischen Landes nach Overath und Engelskirchen sind bei Cabrio-Fahrern und Motorradfahrern gleichermaßen beliebt. An sonnigen Wochenenden sind diese Straßen gut frequentiert, was sowohl den sozialen Aspekt erhöht als auch zur Vorsicht mahnt.
Die lokale Automobil-Enthusiasten-Szene ist eng vernetzt durch verschiedene Markenclubs und übergreifende Organisationen. Der Porsche Club Bergisches Land organisiert monatliche Treffen und regelmäßige Ausfahrten, sowohl auf öffentlichen Straßen als auch zu organisierten Trackdays an Nürburgring oder Spa. Der BMW Club Deutschland hat einen aktiven Ableger in der Region mit eigenem Stammtisch in Wuppertal und gemeinsamen Motorsport-Events. Audi-Enthusiasten finden in der quattro Community Rhein-Ruhr-Berg eine engagierte Gruppe mit regelmäßigen Treffen. Diese Clubs bieten nicht nur soziale Vernetzung, sondern oft auch Gruppentarife für Trackdays, wodurch die Kosten pro Person deutlich reduziert werden können. Zudem ermöglichen sie den Austausch von technischem Wissen und den Zugang zu spezialisierten Werkstätten.
Remscheid verfügt über mehrere spezialisierte Kfz-Werkstätten, die auf Performance-Tuning und Trackday-Vorbereitungen ausgelegt sind. Die industrielle Vergangenheit der Stadt hat eine Kultur präziser Ingenieursarbeit hinterlassen, die sich in der Qualität der verfügbaren Dienstleistungen widerspiegelt. Von Fahrwerks-Spezialisten bis zu Motortuning-Experten finden Enthusiasten kompetente Partner für ihre Projekte. Eine vollständige Trackday-Inspektion – einschließlich Überprüfung von Bremsen, Fahrwerk, Flüssigkeiten und Sicherheitsausrüstung – kostet typischerweise zwischen 200-400 Euro, abhängig vom Fahrzeugtyp. Einige Werkstätten bieten auch Komplettservices für Langstreckenrennen und VLN-Teilnahmen an, einschließlich technischer Abnahme und Logistik zum Nürburgring.