Berlin
Berlins Lage in Brandenburg gewährt Motorsport-Enthusiasten Zugang zu mehreren Rennstrecken, die im späten DDR- und Nach-Wiedervereinigungszeitalter entwickelt wurden. Der DEKRA Lausitzring (115 Kilometer südöstlich von Berlin, 75-90 Minuten Fahrt nahe Klettwitz) stellt die nächstgelegene international bedeutende Anlage dar - ursprünglich 2000 als EuroSpeedway Lausitz fertiggestellt, kombiniert die Strecke einen 3,478-km-Grand-Prix-Kurs mit einem einzigartigen Hochgeschwindigkeits-Oval (in Kontinentaleuropa einzigartig im NASCAR/IndyCar-Stil). Nach der Übernahme durch DEKRA im Jahr 2017 fungiert die Anlage hauptsächlich als Testgelände für Straßenfahrzeuginnovationen, vermietet sich aber weiterhin an Rennveranstalter, die DTM, ADAC GT Masters, IDM-Motorradmeisterschaften und kleinere Events ausrichten. Trackdays werden von GT-Days (100 dB Grenzwert, maximal 30 Autos in 3 Gruppen) und anderen Organisatoren koordiniert, wobei das komplexe Layout der Strecke verschiedene Konfigurationen für unterschiedliche Fahrerfahrungsstufen ermöglicht.
Der Spreewaldring Training Center (STC Motodrom), 70 Kilometer südlich von Berlin über A13, bietet zugänglichere regelmäßige Trackday-Möglichkeiten auf einem 2,7-km-Permanent-Rundkurs mit 17 Kurven. Das STC betreibt ein flexibles Preismodell - Free Ride-Sessions mit STC-Lizenz kosten 19 Euro für 15-Minuten-Blöcke bis zu 895 Euro Jahrespässen, während Afterwork Track-Days (ca. 149 Euro für 4 Stunden) entspannte, instruktorenunterstützte Abendsessions für Anfänger bieten. Teichmann Instruktor Trainings bietet Premium-Coaching-Sessions (ca. 260 Euro für zweitägiges Training) mit Einteilung der Fahrer in Tempgruppen und professioneller Anleitung. Weiter entfernt erweitern die Motorsport Arena Oschersleben (bei Magdeburg, 3,696 km) und der Sachsenring (bei Chemnitz, südlich von Leipzig, 3,645 km) die Optionen - letzterer veranstaltet den deutschen MotoGP-Grand Prix und bietet Wochentags-Trackdays für 442 Euro und Wochenend-Sessions für 479 Euro (9-16:15 Uhr).
Die deutsche Trackday-Kultur operiert unter dem Deutschen Motor Sport Bund (DMSB), der strenge Lizenzanforderungen für Wettbewerbsrennen durchsetzt. Die DMSB National A-Lizenz (Rennerlaubnis) erfordert vorherigen Nachweis von Fahrerfahrung durch einen eintägigen Fahrtrainingskurs, gefolgt von Lizenzkursen, die Theoriesessions (Rennregeln, Flaggensignale, Sicherheitsverfahren), praktische Fahrbewertungen und schriftliche Prüfungen kombinieren. Für die Nürburgring Nordschleife ist ein zusätzliches DMSB Permit Nordschleife (DPN, in den Stufen A/B/C nach Fahrzeugkategorie und Fahrerniveau) erforderlich. Dieses strukturierte Lizenzsystem spiegelt deutschen Schwerpunkt auf systematischer Kompetenzentwicklung wider statt des lockeren amerikanischen Ansatzes - Trackdays betonen oft Instruktion und progressive Lernumgebungen über reine Leistungsfahrgelegenheiten. Für Berliner Enthusiasten schafft die Kombination aus DEKRA Lausitzring für Hochgeschwindigkeits-Oval-Erfahrung, Spreewaldring-Zugänglichkeit für regelmäßige Übung und regionalem Zugang zu historischen Strecken wie dem Sachsenring diversifizierte, wenn auch geografisch verstreute Infrastruktur - reflektierend Ostdeutschlands Motorsport-Wiederaufbau nach der Wiedervereinigung.