Bochum
Bochum, mit etwa 365.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt Nordrhein-Westfalens und zentrale Stadt des mittleren Ruhrgebiets, bietet Motorsport-Enthusiasten eine faszinierende Mischung aus industriellem Erbe – insbesondere durch das historische Opel-Werk – und lebendiger Motorsportkultur. Der Nürburgring liegt etwa 160-170 km südwestlich, was einer Fahrzeit von circa 1 Stunde 50 Minuten bis 2 Stunden über die A43 und A61 entspricht. Circuit de Spa-Francorchamps in Belgien ist etwa 130-140 km westlich gelegen, erreichbar in etwa 1,5 bis 2 Stunden über die A40 und E40. Diese günstige Position zwischen beiden legendären Rennstrecken macht Bochum zu einem idealen Standort für Trackday-Enthusiasten, die sowohl die Nordschleife als auch die belgischen Ardennen regelmäßig besuchen möchten.
Die organisierte Motorsportszene in Bochum wird dominiert vom MSC Ruhr-Blitz Bochum e.V. im ADAC, einem der aktivsten Motorsportclubs im Ruhrgebiet. Der Club, ansässig an der Oskar-Hoffmann-Straße 110, ist seit 1985 Mitglied der VLN (Vereinigung Langstreckenmeisterschaft Nürburgring) und organisiert jährlich das ADAC Ruhr-Pokal-Rennen am Nürburgring – ein 6-Stunden-Langstreckenrennen, das seit 1993 als einer der Höhepunkte der Langstreckenmeisterschaft gilt. Diese enge Verbindung zum Nürburgring bedeutet, dass Bochumer Motorsport-Enthusiasten direkten Zugang zu einer Organisation haben, die tiefes Streckenwissen und Kontakte zu Fahrern und Teams besitzt. Der MSC Ruhr-Blitz bietet auch Automobil-Slalom-Veranstaltungen, Oldtimer-Events und Karting-Aktivitäten an. Die Teilnahmegebühren für Slalom-Events liegen bei 60-80 Euro pro Tag, und das eigene Straßenfahrzeug kann verwendet werden ohne spezielle Rennlizenz.
Die Verbindung zwischen Bochum und der Automobilindustrie ist historisch tief verwurzelt. Das Opel-Werk Bochum, das von 1962 bis 2014 in Betrieb war, produzierte Millionen von Fahrzeugen und prägte die Identität der Stadt. Volker Strycek, der 1984 Deutsche Tourenwagen-Meister wurde und später die Motorsport-Abteilung bei Opel in Rüsselsheim leitete, entstammt den Reihen des MSC Ruhr-Blitz Bochum. Beim ADAC Ruhr-Pokal-Rennen wird traditionsgemäß der Pokal der Opel-Werke Bochum überreicht – eine Erinnerung an die automobile Vergangenheit der Stadt. Diese Tradition hat eine lebendige Community von Opel-Enthusiasten in Bochum geschaffen, die Classic-Opel-Modelle wie Manta, Kadett GT/E und Ascona pflegen und zu Treffen und Trackdays bringen.
Karting in Bochum wird angeboten durch Battle Kart Bochum, eine moderne Indoor-Kartanlage. Diese bietet ein einzigartiges Konzept, bei dem virtuelle und reale Elemente kombiniert werden – Augmented Reality Karting mit Videospiel-Elementen auf einer echten Kartbahn. Die Preise beginnen bei etwa 25-30 Euro für eine Session. Für traditionelles Karting finden sich im näheren Umkreis mehrere Optionen: In Herne, nur etwa 10 km nördlich, gibt es Indoor-Karting-Möglichkeiten, und das Motodrom Hagen, etwa 20 km südlich, bietet eine der ältesten permanenten Outdoor-Kartbahnen Deutschlands mit 865 Metern Streckenlänge. Der MSC Ruhr-Blitz organisiert auch ADAC Ruhr-Kart-Rennen, sowohl Kart-Slalom als auch Kart-Rennen für verschiedene Altersklassen und Erfahrungsstufen.
Für Trackdays am Nürburgring haben Bochumer Fahrer alle klassischen Optionen. Die öffentlichen Touristenfahrten auf der 20,8 km langen Nordschleife kosten 30 Euro pro Runde bzw. etwa 110 Euro für eine 4-Runden-Karte. Die Strecke ist von März bis November an den meisten Abenden und Wochenenden geöffnet, wetterabhängig. Die Mitgliedschaft im MSC Ruhr-Blitz kann hier Vorteile bringen – der Club organisiert regelmäßig Gruppenfahrten zum Nürburgring, bei denen Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam gefahren wird. Für strukturierte Trackdays empfehlen sich Veranstalter wie RSRNurburg, Pistenclub oder Drive-in-Motion, die Events mit Einteilung in Fahrergruppen, Streckenbriefings und Instruktoren anbieten. Ein ganzer Trackday kostet zwischen 300-600 Euro. Die GP-Strecke ist eine weniger einschüchternde Alternative für Einsteiger mit moderneren Sicherheitsstandards und kürzerer Runde (5,1 km vs. 20,8 km).
Spa-Francorchamps, oft als die schönste Rennstrecke der Welt bezeichnet, ist von Bochum aus noch etwas näher als der Nürburgring. Organisierte Trackdays in Spa werden von verschiedenen Veranstaltern angeboten, darunter RSR, Apex Trackdays und Circuit Days. Die Kosten liegen typischerweise zwischen 350-700 Euro für einen Tag. Spa ist besonders für die legendäre Eau Rouge/Raidillon-Kombination bekannt – eine schnelle, linksbiegende Kompression gefolgt von einer steilen rechtsbiegenden Anhöhe, die bei über 250 km/h genommen werden kann. Viele Bochumer Fahrer schätzen Spa für die modernere Infrastruktur und großzügigere Auslaufzonen im Vergleich zur Nordschleife. Die Kombination beider Strecken innerhalb von zwei Autostunden macht Bochum zu einer beneidenswerten Basis für Trackday-Enthusiasten.
Das Sauerland, die bergige Region südlich von Bochum, bietet auch abseits der Rennstrecken interessante Fahrrouten. Die kurvenreichen Landstraßen zwischen Bochum und Winterberg, besonders die B 51 und die Höhenstraßen um Winterberg und Willingen, sind bei Motorradfahrern und Cabrio-Enthusiasten sehr beliebt. Diese Strecken bieten wechselnde Höhenprofile, enge Kurven und landschaftliche Schönheit. Der MSC Ruhr-Blitz organisiert regelmäßig Tourenwagen-Ausfahrten ins Sauerland, oft kombiniert mit Besuchen bei historischen Automobil-Museen oder Classic-Car-Treffen. An Wochenenden im Sommer sind beliebte Strecken gut frequentiert, was sowohl den sozialen Aspekt erhöht als auch zur Vorsicht mahnt – die Polizei führt verstärkte Geschwindigkeitskontrollen durch.
Die Bochumer Automobil-Enthusiasten-Szene ist eng vernetzt durch verschiedene Markenclubs. Der Porsche Club Ruhrgebiet hat aktive Mitglieder in Bochum mit regelmäßigen Treffen und Trackday-Ausfahrten. Der BMW Club Deutschland Westfalen organisiert Stammtische und gemeinsame Motorsport-Events. Besonders stark vertreten ist die Opel-Community – der Opel Club Deutschland und verschiedene Manta-/Ascona-Clubs haben in Bochum aufgrund der Werksgeschichte eine große Fangemeinde. Diese Clubs bieten nicht nur soziale Vernetzung, sondern oft auch Gruppentarife für Trackdays, wodurch die Kosten pro Person deutlich reduziert werden können. Der Austausch von technischem Wissen und der Zugang zu spezialisierten Werkstätten sind zusätzliche Vorteile der Clubmitgliedschaft.
Bochum verfügt über mehrere spezialisierte Werkstätten, die auf Motorsport-Vorbereitung und Performance-Tuning ausgelegt sind. Die jahrzehntelange Präsenz des Opel-Werks hat eine Kultur qualifizierter Kfz-Mechaniker und Zulieferbetriebe geschaffen. Die Kosten für eine vollständige Trackday-Inspektion – einschließlich Bremsencheck, Fahrwerksüberprüfung, Flüssigkeiten, Reifen und Sicherheitsausrüstung – liegen typischerweise zwischen 200-400 Euro, abhängig vom Fahrzeugtyp. Einige Werkstätten bieten auch Komplettservices für Langstreckenrennen und VLN-Teilnahmen am Nürburgring an, einschließlich technischer Abnahme, Logistik und Streckensupport. Die Verbindung zwischen industriellem Erbe und moderner Motorsportkultur macht Bochum zu einem einzigartigen Standort im Ruhrgebiet – eine Stadt, die sowohl ihre automobile Vergangenheit ehrt als auch ihre motorsportliche Zukunft aktiv gestaltet.